Liebe Kollegen, wir alle, mich eingeschlossen, sind einem Phänomen aufgesessen, dass so menschlich ist, wie der Mensch selbst.
Wir sind auf Erfolg getrimmt, Erfolgserlebnisse machen uns süchtig und alles was den fortdauernden Genuss des Erfolgs verunmöglicht, wird nun mal ausgeblendet, obwohl es eigentlich klar sein sollte, dass hinter jedem Höhepunkt ein Abschwung kommt.
Ein wesentlicher Grund, warum es also Unternehmen erwischt, sind die gesetzten Anreizsysteme und sollten diese nach dem Prinzip der Quartalsreports, des Shareholder Value Gedankens und dem Denken des unbegrenzten Wachstums ausgestaltet sein, so ist das nun eine der Grundlagen, warum es uns kalt erwischt.
Es gibt aber in diesem Zusammenhang ein Phänomen, dass für Unternehmen tödlich ist. Ressourcen (Personal wie Infrastruktur) werden fortlaufend aufgebaut, um das Wachstum und den Erfolg des Unternehmens zu stützen. Doch was einmal aufgebaut ist, kann nicht ohne Spätfolgen wieder abgebaut werden (und hier ist der Statusverlust der Führungskräfte das geringste Problen, die Existenzbedrohung für die Mitarbeiter die grösste und der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit letztendlich die relevantesten Folgen)
Für die Unternehmen bedeutet das, ein hochelastisches Rauf- und Runterfahren von Mitarbeitern ist genauso gefährlich, wie das Hoffen auf Gott, Staat und Schicksal, bei gleichzeitigem Beibehalten einer Ressourcenstruktur, die auf ständiges Wachstum ausgerichtet ist.
Vielleich ist es hier besser einfach von all den Lehrbüchern Abschied zu nehmen und von denen zu lernen, welche nicht der "Jagd" sondern dem "Säen und Ernten" verhaftet sind.
Wer es erlernt hat sein Umfeld fortlaufend auf folgende Aspekte achtet, wird wohl widerstandsfähiger sein, als die klassichen Erfolgs- und Wachstumsjäger der Generation "before Covid"
Mir fällt hier eine Szene aus den Glorreichen Sieben ein, wo einer der heldenhaften Pistoleros klargestellt hat, dass es just die zu schützenden Campesinos waren, die eigentlich die wirklichen Helden darstellten.
Waren sie doch diejenigen, die zwei Dinge erkannt haben: Erstens es ist das Umfeld, das dir das Leben garantiert. Zweitens: Helden sind nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern dazu in Elementarsituationen das zu schützen, was das Überleben sichert. Das Umfeld in dem man sich bewegt.
Wir werden uns wohl lieber von unseren Helden- und Erfolgsillusionen verabschieden müssen, wenn wir langfristiger in eine neue Welt blicken wollen ;-)