Damit man sich nicht die Finger verbrennt

03.01.2020 20:34:09 | BLOG | CascadeIT, Helmut Steigele | BLOG | 0 Kommentare


Wie schafft man es als "Innovation-Lab" in einem Umfeld, wo Erfolgskontrolle gross geschrieben wird, und mit Ergebnissen zu glänzen, die nachhaltig wirken? Fakt ist, dass in Deutschland, Schweiz und Österreich mehr dieser Innovation- und Digitalisierungs-Labs zusperren als weiter zu machen. Woran liegt das? Hier der Versuch einer Erklärung:

Diese Frage hat sich nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Kollegen an einem Innovation-Workshop gestellt, bei der eines klar wurde:

In Zeiten in denen es zu Umbrüchen, Einbrüchen und einer Eintrübung der Konjunktur kommt, ist, braucht es in der Regeln drei Dinge, um um Markt zu bleiben:
  • Neue Ideen
  • Einen guten Draht zum Kunden
  • Eine Vertrauensbasis zum Kunden, die nachhaltig, stabil und mit nachweislichem Erfolg unterlegt ist.
Bei den Ideen wirds bei dem einen oder anderen haarig. Denn in einem Unternehmensklima von Quartalsreports, Effektivität, Effizienz, KPIs und Führungsrhythmen bleibt dem jeweiligen Entscheider oder Mitarbeiter nicht allzu viel Zeit für Ideen, Kreativität und Innovation.

Aus dem Grunde schossen wohl, intern angesiedelte oder durch externe Anbieter betriebene Ideenwerkstätten und Innovation-Labs aus dem Boden. Mit anscheinend "durchzogenem" Erfolg. Just diese Brutstätten an Innovationsgeist, Erneuerungspotential und Agilität scheinen oft nicht dass zu liefern, was man Ihnen zutraut. Nachhaltige Innovationen.

Einer der Gründe, warum es nicht zum Erfolg von nachhaltigen Ideen kommt, liegt oft schon in der "Programmierung und Zwecksetzung" bzw. den Grundbefähigungen dieser Innovation-Labs.


Denn ein reines Bespassen von Führungskräften und ein Wechsel von Anzug-Krawattenmodus in Hipster Style und Zuckerberg-Modus resultieren in verlorenem Geld und Vertrauensverlust bei jenen, die sich frischen Wind von aussen, statt Sand in den Augen aufgrund aufgewirbelter warmer Luft erwartet haben.

Hier ein paar Thesen zum mehr und mehr auftretenden Frust rund um dieses Thema:
  • In den meisten Fällen dominieren die trendigen Symbole der Digitalisierung, aber nicht die Inhalte. Ein mutiger Schritt in Richtung Wandel ist eine Seltenheit.
  • Ein unübersichtliches Gewirr an Methoden erschwert die Verankerung und Skalierung der prototypisierten Produkte und Geschäftsmodelle.
  • Innovation Labs sind reine Ideenwerkstätten und hermetisch abgegrenzte Feigenblätter mit Elfenbeinturmcharakter
  • Innovation Labs denken kaum in Geschäftsmodellen, Serviceabläufen und operativen Folgen, sie konzentrieren sich rein auf die "Bespassung" Ihrer Kunden.
  • Innovation Labs liefern vielleicht Ideen, doch kümmern sie sich nicht um die Themen
    • Desirability (Wie attraktiv ist die Innovation im Business Ecosystem)
    • Feasability (Machbarkeit)
    • Viability (wirtschaftliche Tragbarkeit)
  • Ein unübersichtliches Gewirr an Methoden erschwert die Verankerung und Skalierung der prototypisierten Produkte und Geschäftsmodelle
  • Innovation Labs entwickeln keine Prototypen und Feasability-Tests
  • Innovation Labs denken nicht wie jene, die Ihre Ideen absegnen, finanzieren und verantworten müssen

Doch gehen wir jetzt einen Schritt weiter. Was müsste also im "Fähigkeits- und Leistungskatalog" eines Innovation-Labs stehen, wenn es die Entwicklung von digitalen Service-Ideen auf Ihren Websites affichieren:
  • Innovation Labs bieten Raum, Personal und Technologien, welche folgende Aufgaben abdecken
    • Anstossen, Vermitteln und Vertiefen von kreativen Denkmethoden - Methodentransfer
    • Erfassen, Entwickeln und Ausformulieren von Ideen
      • Technologie
      • Verfahren
      • Neue Einsatzzwecke von bereits bestehenden Lösungen
    • Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen oder Proofs of Concept
    • Entwicklung neuer Servicevaluestreams
  • Entwickeln von Geschäftsmodellen, Serviceabläufen und Betriebsmodellen
    • Checks von Wettbewerbsumfeldern und Business-Ecosystems auf
      • Demand Hot-Spots
      • Neuen Kundensegmenten
    • Entwickeln von "Customer Journeys" anhand denen
      • Desirability (Wie attraktiv ist die Innovation im Business Ecosystem)
      • Feasability (Machbarkeit)
      • Viability (wirtschaftliche Tragbarkeit) von Lösungen getestet werden können
  • Beistellen von Support für die Absicherung der eingesetzten Invests
    • Businesscases
    • Erfolgsfaktoren-Checks für die spätere Realisierung und das Entwicklungs-Controlling
    • Entwicklungsplänen (Release-Plänen)
    • Alpha und Betatests von Produkten und Dienstleistungen vor dem Go-to-Market

Stellt sich die Frage, ob und inwiefern der Ansatz des intern angesiedelten Innovationslabs der richtige ist, sind diese doch oft eine Bühne für
 
  • Kulturkämpfe, Generationenkonflikte und politische Schaukämpfe. Hier muss oft mit viel Moderationsgeschick, Gespür und manchmal auch mit Verve zum Fokus zurückgeführt werden
  • Potjemkinsche Dörfer, vorne wird heile Innovationswelt gefeiert, hinten die verborgene Agenda für die anstehende Gegenrevolution angelegt. Dieses Phänomen tritt vor allem in intern angesiedelten Innovation Labs auf, ein entsprechender Leistungsauftrag und eine klare Einbindung an schon vorhandene Abläufe aus Research, Entwicklung, Alpha und Betatests zum Service können hier helfen, wird doch der "Alienation" und dem bewussten Heranzüchten von Vorzeige-Geeks und Nerds mit einem klaren Leistungsauftrag entgegengesteuert.
Im Grunde kann man aber auch anders entscheiden, denn statt dem organisatorisch intern verankerten Lab stehen auch noch diese Optionen zur Verfügung
  • Extern moderierte regelmässigte oder anlassbezogene Innovation Cycles
  • Der Einsatz extern eingesetzter Innovation Agents (basierend auf Leistungsauftrag)
  • Externe Innovation Labs, mit klarem Leistungsauftrag und klaren methodischen Anforderungen


Letztendlich gehts beim Erfolg von Innovation und innovativen Dienstleistungen nicht nur um die Idee alleine, sondern darum, dass durch entsprechenden Einbezug derer, die diese "Spinnereien" finanzieren, eine nachhaltige marktfähige neue Ertragsquelle für das beauftragende Unternehmen geschaffen wird.